Kauf von Kampfflugzeugen in der Schweiz:

Kampfflugzeuge

Wenn ich das gewusst hätte…!


Ich bin gegen den Kauf von Kampfflugzeugen in der Schweiz. Nicht nur, weil ich grundsätzlich gegen eine bewaffnete Armee bin, sondern vor allem, weil der Einsatz von Kampfflugzeugen in die falsche Richtung zielt.

Auch für mich wäre eine Schweiz ohne Armee sympathischer. Es ist mir jedoch bewusst, dass zur Erreichung dieses Zieles noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist.
Viele verwechseln die Armee mit der Polizei. Armeen wurden gegründet, um Eroberungen durchzuführen und solche von anderer Seite abzuwehren. Die Polizei als Ordnungshüter hat jedoch die Aufgabe, die Landes internen Gesetze zu überwachen und allenfalls durchzusetzen.

Oft wird mit dem Argument: Wir haben eine Armee und sollten auch dazu stehen, unsere Armee auch von der Luft aus zu unterstützen. Wenn man dem Gedanken nachhängt, dass wir wirklich eine Armee brauchen, kann ich dieses Argument auch verstehen. Nur ist sich dabei wohl niemand bewusst, welche Aufwendungen damit verbunden sind.
Eine Luftwaffe muss eingebunden in die ganze Armee funktionieren und würde lediglich eine (im Falle der Schweiz) bescheidene Unterstützung im Ernstfalle darstellen.

Die kurze Einsatzdauer von ca. 90 Minuten pro Flugzeug über maximal 3 Wochen, kann niemals zur Rettung der Schweiz in einem Ernstfalle dienen, niemals die Wirkung erzielen, wie wir sie aus den Filmen des 2. Weltkrieges, mit tausenden von Flugzeugen, her kennen. Ausserdem würden lediglich 60 Prozent der Flugzeuge aufgrund von Wartungsarbeiten einsatzbereit sein.
Ein Kampfflugzeug ist ein fliegendes Waffenträger-System, das in den operativen Verbund am Boden eingebunden ist und ausschliesslich mit diesem funktioniert. Die Bewaffnung dieser Flugzeuge ist im Vergleich minimal und muss sehr überlegt eingesetzt werden. Die Munition einer Bordkanone ist in 4 Sekunden verschossen…! Beim Kauf von Kampfjets ist die Bewaffnung und die operative Ausrüstung nicht im Kaufpreis inbegriffen und es würden deshalb Nachrüstungskredite fällig. So kostet alleine eine Lenkwaffe (Rakete) 300'000.– bis 500'000.– Franken.
Ein fliegendes Waffensystem ist unglaublich komplex und teuer. Nebst den Anschaffungskosten für die Kampfflugzeuge sind auch bauliche Anpassungen, Neukauf von Wartungsmaterial und Systemdiagnose Equipment nötig.
Kein Land in der Grösse der Schweiz kann sich vernünftigerweise solche Kriegssysteme leisten. Trotzdem betreibt die Schweiz schon seit Jahrzehnten ein kriegsuntaugliches Luftwaffensystem, das von keinem potentiellen Gegner ernst genommen werden kann. In diesem Zusammenhang sei nur die Einsatzbereitschaft während den Bürozeiten erwähnt.

Befürworter des Kampfjet Kaufes wollen uns einreden, dass zur Luftraumüberwachung Kampfjets benötigt würden. Eine Luftpolizei, die verirrte Flugzeuge in die Bahnen lenken und unbewilligte Überflüge über die Schweiz abwehren soll.
Wie stellen sich solche Menschen das den vor? Glauben die wirklich, dass mit einem fliegenden Waffensystem ein fremdes Flugzeug über der Schweiz abgeschossen würde? Dass der Bundesrat den Befehl zum Abschuss eines verirrten Flugzeuges geben würde. Abgesehen davon, dass bis zu einem bundesrätlichen Entscheid soviel Zeit vergehen würde, dass das Flugzeug bereits die Grenzen wieder passiert hätte. Luftraumüberwachung – ja! In Not geratenen Flugzeugen beistehen und sie zum nächsten Flugplatz begleiten – Ja! Aber brauchen wir dazu einen 150 Mio. teuren bewaffneten Überschall-Kampfjet?
Jedes andere Jet-Flugzeug könnte diese Aufgabe übernehmen. Beispielsweise der neue Pilatus PC-24 aus Schweizer Produktion, der mit fast 800 km/h Spitzengeschwindigkeit schnell genug zu Hilfe eilen könnte.

Die Politikdarsteller versprechen Vorteile im Bezug auf wirtschaftliche Vorteile – quasi als Gegengeschäft mit dem Waffenhandel in Schweden. Dieser Vorteil würde aber zur staatlichen Bevorteilung von ein paar wenigen Industriezweigen kommen. Der freie Wettbewerb würde durch den Bundesrat ausgehebelt und würde ein paar wenige Firmen bevorteilen.

Der Kaufpreis für Kampfflugzeuge ist gigantisch. Für die geplante Einsatzdauer über die nächsten 20 Jahre müsste für Kampfjets über 10 Mia. Franken ausgegeben werden.
Beispielsweise könnten dafür 20 Jahre lang – jedes Jahr – zwei Hochhäuser wie der PrimeTower in Zürich (höchstes Gebäude der Schweiz) – gebaut werden, es könnten Steuersenkungen oder Sozialleistung finanziert werden, und und und…!
In der Schweiz wird alles finanziert, bezahlt mit Geld, das wir nicht haben. Denn was viele Bürger nicht wissen oder nicht wahrhaben wollen, auch die Schweiz hat Schulden. Nicht vergleichbar mit Griechenland und Co. aber immerhin auch stolze 210 Mia. Franken – das entspricht immerhin pro Einwohner noch 26'000.– Franken Schulden! Wir sollten nicht das Desaster von 1961 wiederholen (Bild1, Bild2).

Wir dürfen uns nicht von den atemberaubenden Flugshows der Patrouille Suisse oder anderen Flugformationen verleiten lassen. Flugshows können auch mit ausgedienten unbewaffneten Flugzeugen geflogen werden und das werden sie auch.
Keine Zweifel: Kampfflugzeuge sind technische Wunderwerke – leider aber auch todbringende Waffen.

Kurt Spalinger-Røes