Medien und Wissen:

Medien und Wissen


Unsere Medienlandschaft ist entgleist. Wir werden zugemüllt mit sogenannten Infos, die schlichtweg falsch sind und den Blick auf die wesentlichen Dinge verstellen, die wichtig sind. Es ist bedenklich, weil es dabei zu einer Entmündigung der Medien kommt. Die Glaubwürdigkeit des Fernsehens, der Print- und Onlinemedien nimmt ab. Zukünftig wissen die Menschen nicht mehr, wem sie vertrauen können.
«Denn was man schwarz auf weiss besitzt, kann man getrost nach Hause tragen» meinte damals Goethe. Spätestens seit der Einführung des Farbdruckers, wissen wir, dass dem nicht mehr so ist.
Die Medien haben eine wichtige Rolle. Wir müssten die Dinge sortieren, erklären, Dinge hinterfragen. Genau das tun wir nicht! Alles ist undurchschaubar.
Die Jugendlichen werden immer mehr zu Konsumenten gemacht. Marketing ist die Folge des grenzenlosen Zwangs des Wirtschaftswachstums.
Heute gehen wir mit dem Thema «Konsum» sehr unverantwortlich um. Wir müssten in den Schulen und am Markt ein Veto haben, das besagt: Hände weg von Kindern! Kinder haben ein Recht, neugierig und offen zu sein.
Ansonsten werden ständig Antworten gegeben, statt dass Fragen gestellt werden. Das Produkt wird zur Antwort – auch wenn du gar keine Frage gestellt hast.
Die Produktivität und Kreativität wird durch die Produkte selbst gehemmt. An einem Smartphone gibt es keine Schraube an der man drehen kann. Nichts kann mehr ausprobiert werden. Das Smartphone lässt nur zu, wozu es programmiert wurde.
Kinder sollten wieder lernen etwas zu (be)greifen , zu (er)leben. Wir sollten zulassen, dass sie Fehler machen können. Nur was der Mensch nachvollziehen kann wird zu seinem Wissen und seiner Erfahrung. All diese «Fertigkost», wo jeder nur noch glauben kann dass es so ist wie es uns vorgesetzt wird, führt zur Verdummung der Menschheit. Immer Weniger Menschen werden im Stande sein Dinge zu hinterfragen und neue Dinge herzustellen. Wir sollten dem spielerischen Geschrei im Hinterhof wieder mehr Toleranz zugestehen. Kinder sollten aber auch die Langeweile wieder erfahren. Wir sollten sie nicht mit einer Dauerberieselung an Spiel- und Medialen-Infos ruhig stellen. Dies ist wichtig, weil man aus dieser Ruhe heraus der eigenen Stimme folgen kann. Kinder sollen zum lernen von Fremdsprachen angehalten werden – mehr als früher! Es ist aber auch spannend zu wissen, wie eine Fliege die Scheibe hochkrabbelt. Dieser Forschergeist geht auch an den Hochschulen verloren. Die Studenten bekommen irgendwelche Leistungs-Punkte, haben aber nichts von dem Urgeist des Studiums verstanden.
Ich bin eher Atheist, denke aber auch über den Wert der Religion nach. Ich glaube, dass sie uns die Vergänglichkeit erklärt, diese Absurdität, dass man lange nicht da war und dass man irgendwann einfach nicht mehr da ist. Wenn ich sterbe, ist alles wie immer, nur ohne mich. Diese Vorstellung muss man aushalten können. Und wenn man sie nicht aushalten kann oder will, dann hilft vielleicht die Religion und gibt Hoffnung, dass es Etwas nach dem Leben geben könnte. Ich bin in dieser Frage sehr skeptisch. Warum soll ich Menschen im Jenseits auf geistiger Ebene begegnen, denen ich im Jetzt und hier auch nicht begegnen kann oder will?
Man muss akzeptieren, dass es so ist. Ich brauche auch keine Religion, um ein anständiger Mensch zu sein. Ich bin nicht der Meinung, dass die moralischen und ethischen Werte zerfallen wenn es keine Religion mehr gibt.
Eine Gesellschaft kann sich auch aus dem Denken heraus Werte geben. Durch vernünftiges Denken, das ich wie folgt definiere:
Lebe ein respektvolles Miteinander – das die Interessen der Anderen miteinbezieht, ein Miteinander – das weder Lebewesen noch Materie diskriminiert, ein Leben, das Menschen weder aufgrund ihrer körperlichen, noch ihrer geschlechtlichen Merkmale oder ihrer sexuellen Orientierung ausgrenzt.
Jeder Mensch soll – selbständig – ohne physischen oder psychischen Druck wählen können ob er einer Religion, einer Weltanschauung zugehören will oder nicht und diese auch ohne Einschränkung wieder verlassen können.
Beispielsweise geht es bei der NSA-Affäre (Abhöraffäre der US-Regierung) um ein Grundrecht. Darf der Mensch noch eine Privatsphäre haben oder nicht? Wollen wir es zulassen, dass alles, wirklich alles von uns registriert und ausgewertet wird? Früher sagte die Mutter; benimm dich: «Der liebe Gott sieht und hört alles». Heute wissen wir, dass wir beobachtet werden und das auch ohne eine Gottheit funktioniert.
Es gibt sehr Vieles, was wir nicht beantworten können. Es gibt Fragen, die wir heute nicht beantworten können, aber vielleicht morgen. Es gibt aber auch ganze Ozeane von Fragen, die wir nicht durch unseren Verstand begreifen können. Ich kann ganz gut ohne eine Gottheit leben, die vorgibt den Lebensplan zu kennen.
Je mehr ich mich mit Astronomie beschäftige, je mehr sehe ich die ganze Welt, die ganze Menschheit auf ein Staubkorn reduziert und erahne wie gross ein Universum ist. Wir sind ein bisschen Staub, der sich selbst zu verstehen versucht.

2014 Kurt Spalinger-Røes